Investoren-Modelle machen auch vor der Tierarztpraxis keinen Halt
Wir möchten uns abgrenzen von auf Gewinn ausgelegten Institutionen, wie sie inzwischen auch im Bereich Tierarztpraxis und -klinik weit verbreitet sind. Wir wollen der Tierarzt Ihres Vertrauens sein. Der Tierarzt, der erklärt, warum ein Röntgenbild sinnvoll ist und versucht auch ohne auszukommen, wenn sie es möchten. Der Tierarzt, der eine möglichst genaue Diagnostik aber immer in Absprache mit dem Kunden macht. Der Tierarzt, der Ihnen die Medikamente für ihren Vierbeiner mitgibt, die er für am Sinnvollsten hält. Aus diesem Grunde führen wir ab sofort die Bezeichnung „Inhabergeführte Tierarztpraxis“.
„Ihre Idee verliert etwas sehr Entscheidendes, wenn nicht das Entscheidenste in Ihrer Branche aus den Augen: den Patienten. Deshalb bin raus!“ – das wäre wohl mein Satz, geklaut aus der „Höhle der Löwen“, den ich einem Investor, wie sie momentan auf den tierärztlichen Markt drängen, entgegnen würde, wenn er mich zwingen würde, einen Mindestumsatz mit bestimmten Diagnoseverfahren bzw. eine Mindestabgabemenge für bestimmte Arzneimittel mitbringen würde.
Was sich auf das erste Lesen vielleicht etwas wirr anhört, enthält allerdings einen wahren Kern. Vielleicht hat der ein oder andere es verfolgt, wie eine Internetplattform in der besagten Sendung bei VOX versucht hat, sich einen Löwen zu sichern und kläglich scheiterte. Der Sinn dahinter ist recht simpel: mit medizinischem Know-How möglichst viel Geld zu machen. Dafür bedarf es Investitionen, damit ertragreiche Vorgänge besser umgesetzt werden können. In diesem Fall sprang außer etwas Werbung in eigener Sache nichts heraus.
Auf die Idee kamen die Gründer dieses Service-Dienstleisters wohl, weil Investorenmodelle in der Tiermedizin inzwischen gang und gebe sind. Eins der bekanntesten ist die Firma MARS aus den USA, die neben Schokoriegeln nun auch den tiermedizinischen Markt für sich entdeckt hat. Das Problem an der Sache ist, dass ein Konzern wie MARS auf Profit aus ist, das ist das einzige Ziel. Das steht nicht unbedingt einer gesundheitserhaltenden Idee konträr gegenüber, aber oftmals im Wege.
Interessanterweise wird man das Gefühl nicht los, dass der Tierarzt an sich in der Öffentlichkeit als Geldmacher wahrgenommen wird. Wie oft hört man den Satz „das Röntgenbild hat er doch nur gemacht, weil sich das Gerät bezahlt machen muss“? Aber gegenüber Tierarztketten, hinter denen ein Konzern steht, gilt dieses Misstrauen nicht. Liegt vielleicht auch daran, dass der Tierbesitzer gar nicht weiß, dass er es mit einem Wirtschaftsunternehmen und nicht mit einer „inhabergeführten Praxis“ zu tun hat.
In der Humanmedizin gibt es schon einige Praxen, die genau mit diesem Attribut werben. Man grenzt sich ab, weil auch hier sich die Frage stellt, warum ein Krankenhaus, eine moderne Gemeinschaftspraxis, die zudem noch aus einer Solidaritätskasse bezahlt wird, Gewinne abwerfen soll. Im Falle von MARS Petcare ist es so, dass die Tierärzte und TMFAs dort viele Vorteile bezüglich ihrer Arbeitszeiten, ihrer Work-Life-Balance haben. Aber sie stellen sich auch einem immensen Druck bestimmte Zahlen zu liefern. Schaffen sie das nicht, werden sie geschult, wie man ein bestimmtes Diagnoseverfahren an den Kunden bringt. Der Tierarzt ist zudem meist nicht frei in der Wahl des Medikaments. Auch hier gibt es zum Teil Mindestmengen, die ein Tierarzt pro Quartal „verkaufen“ muss.
All das wollen wir wie oben erwähnt nicht und uns möglichst deutlich, im Sinne unserer Patienten, davon abgrenzen.