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Richtige Ernährung bei Harnwegserkrankungen für Nager

Harnwegserkrankungen (Harngries, Blasensteine, Blasenentzündungen) stellen ein häufiges Problem bei Kaninchen und Meerschweinchen dar und gehören neben Zahnerkrankungen und Verdauungsproblemen zu den häufigsten Erkrankungen dieser Arten.

Ein besonderer Kalziumstoffwechsel der bei diesen Tieren vorliegt, führt bei nicht artgerechter Ernährung und Haltung zu besagten Problemen.

Meist ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die dann schlussendlich zur Erkrankung führen, wie z.B:

  • Alter (v.a bei „Senioren“)
  • Erbliche Veranlagung (wobei es bei artgerechter Ernährung und Haltung selten zur Erkrankung kommt, selbst bei starker Prädisposition)
  • Wassermangel
  • Einseitige Ernährung
  • Entzündungen im Körper (u.a auch Harnwegsentzündungen und Infektionen)
  • Nierenerkrankungen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel

In diesem Zusammenhang wird auch oft vom „Fat Lazy Rabbit Syndrome“ gesprochen, da zu den auslösenden Faktoren vor allem kalziumreiche, einseitige Ernährung, Wassermangel und Bewegungsmangel (dadurch auch Fettsucht) gehören.

Das heißt, bei großen Mengen an Kalzium (in der Trockenmasse), wird das Kalzium aus dem Darm absorbiert und die ungenutzten Teile über die Niere und Blase wieder ausgeschieden.

Wenn jedoch nicht genügend Flüssigkeit aufgenommen wird, kann das Kalzium somit nicht aus der Blase „ausgeschwemmt“ werden und kristallisiert aufgrund des basischen pH’s (8-9) der Pflanzenfresser aus.

Es wird zwischen Blasengries (Kristalle in der Blase und Urin) und Harnsteinen (je nach Lage: Nieren-, Harnleiter-, Harnblasen-, Harnröhrensteinen) unterschieden.

Zu Beginn bilden sich kleine Kristalle in der Blase, die sich schließlich zu Blasensteinen zusammenlagern. Die kleinen Kristalle können leicht an der Wand der Blase oder der Harnröhre reiben und dadurch schwere Entzündungen verursachen.

Im schlimmsten Fall verstopfen die Kristalle/Steine die Harnröhre komplett und es kann kein Urin mehr abgesetzt werden. Durch den daraus resultierenden Harnrückstau in die Niere, kann es zu einem Nierenversagen kommen.

Männliche Tiere erkranken häufiger als weibliche Tiere (bedingt durch ihre anatomische Besonderheit), wobei zu bemerken ist, dass männliche Tiere eher an Harngriesproblemen erkranken und es bei weiblichen Tieren eher zur Ausbildung von Harnsteinen kommt.

Symptome:

Die Symptome für Harngries/Blasensteine gleichen denen einer Blasenentzündung.

  • Tiere setzen häufig kleine Mengen, teils blutigen Urin ab, oftmals mit sandigen Ablagerungen.
  • Die Afterregion ist oft urinverschmiert. Der permanente Kontakt mit dem Urin kann zu sekundären Hautreizungen führen
  • Es kommt zu Schmerzen, vor allem beim Urinlassen (gekrümmter Rücken, zusammengekauerte Haltung, gesträubtes Fell, halb geschlossene Augen
  • Apathie und verminderte Futteraufnahme können ebenfalls beobachtet werden

Wenn Sie die beschriebenen Symptome bei Ihrem Liebling entdecken, sollten Sie umgehen die Tierarztpraxis Ihres Vertrauens kontaktieren. Dort kann dann mit Hilfe von Röntgen und Ultraschall schnell zwischen Blasenentzündung oder einer Harngries-/Blasensteinproblematik unterschieden werden. Eine Urinuntersuchung ist ebenfalls sinnvoll.

Werden durch die spezielle Untersuchungen Steine in der Blase diagnostiziert, so ist in den meisten Fälle eine operative Entfernung unumgänglich.

Handelt es sich um Harngries, kann mit Infusionen und unterstützenden Medikamenten versucht werden, den Blasenschlamm auszuspülen.

In beiden Fällen sind als weitere Vorsorgemaßnahme unbedingt eine artgerechte (kalziumarme) Ernährung und eine ausreichende Trinkmenge zu gewährleisten.

Blasensteine bei einem Kaninchen

Harngries bei einem Kaninchen

Blasensteine bei einem Meerschweinchen

Ernährung:

Der folgende Ernährungsplan soll Ihnen dabei helfen.

Das Wichtigste ist die Wasserzufuhr, denn je mehr Wasser aufgenommen wird, umso mehr Kalzium kann aus der Blase ausgeschwemmt werden, was verhindert, dass das Kalzium in der Blase auskristallisiert.

Eine erhöhte Wasserzufuhr kann erreicht werden, in dem man (zusätzlich zum normalen Trinkwasser!) z.B verdünnten Karottensaft, Gemüsesaft oder Obstsaft reicht. Des Weiteren kann Kräuterteee angeboten werden (z.B Blasen-Nieren-Tee, Salbeitee, Kamillentee).

Kräuter als Unterstützung für den Harnapparat (am besten frisch) enthalten generell viel Kalzium, wobei der hohe Anteil an Flüssigkeit den Urin wieder verdünnt und damit das Kalzium wieder besser ausgeschieden wird.

Wichtig dabei ist nicht unbedingt der generelle Kalziumgehalt in den Lebensmitteln, sondern das Kalzium-Phosphor-Verhältnis, welches in den Kräutern aber optimal und ausgeglichen ist.

Zu den unterstützenden Kräutern gehören:

  • Brennnessel (1 Stunden anwelken lassen, dann so reichen oder getrocknet als Tee)
  • Birkenblätter und Birkenrinde (getrocknet als Tee oder frisch)
  • Ackerschachtelhalm
  • Spargel (harntreibend)
  • Echtes Goldrutenkraut/Riesengoldrutenkraut
  • Goldrute
  • Löwenzahn (Pflanze und Wurzel als Tee; enthält zwar viel Kalzium, wirkt sich aber sehr positiv auf Blasenentzündungen aus und durch den hohen Flüssigkeitsanteil, wird das überschüssige Kalzium verdünnt und ausgeschieden)
  • Petersilienwurzel
  • Liebstöckl

Gemüse und Grünfutter soll und darf frisch und in normalen Mengen gefüttert werden, da diese auch wieder einen hohen Flüssigkeitsanteil haben.

Als Hauptfutter (2/3 der Gesamttagesmenge) kann gereicht werden:

  • Gräser, Wiesenkräuter (Spitz und Breitwegerich, Brennnessel, Wiesenbärenklau, Löwenzahn)
  • Zweige mit Blättern, Blüten, Knospen (Obstbaum, Nussbaum)
  • Zweige (Birke, Haselnuss, Weide)

Als „Ersatz“hauptfutter:

  • Bittersalate (Endivie, Chicoree, Radiccio)
  • Stangensellerie, Feldsalat, Romanasalat, Karottengrün

Als Ergänzungsfuttermittel (1/3 der Gesamttagesmenge):

  • Wurzel- und Knollengemüse (Karotte, Sellerie, Pastinake, Petersilienwurzel, Topinambur, Kohlrabi, Fenchel, Brokkoli, Blumenkohl)
  • Andere Salate (Kopfsalat, Eisbergsalat, Lollo Rosso, Eichblatt, Zuckerhut)
  • Gurke, Tomate, Zucchini
  • Küchenkräuter (Basilikum, Dill, Liebstöckel, Melisse, Oregano)
  • Kräuterarmes Heu (keine Luzerne!, da diese sehr kalziumreich)

1-2 mal wöchentliche Gabe:

  • Obst (Apfel, Birne, Banane)
  • Rote Beete, Rhabarber, Spinat, Mangold (nur in geringen Mengen und selten, da viel Oxalsäure enthält)

Ungeeignet sind:

  • Trockenfutter (Pellets, Ringe, Mais…)
  • Hartes Brot
  • Knabberstangen
  • Gekaufte Leckerlis (Grünrollis, Drops)
  • Trockengemüse
  • Getrocknete Kräuter (lieber frisch)
  • Nagersteine
  • Sesam
  • Erbsenflocken (nur in geringen Mengen als Leckerli)

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